Viele kennen das Problem im Supermarkt: Wir stehen vor einem Regal und fragen uns, welches Produkt das bessere für uns ist. Das Nährwertkennzeichnungssystem „Nutri-Score“ soll dabei helfen, innerhalb einer Produktkategorie auf einen Blick Unterschiede in der Zusammensetzung zu erkennen und sich auf dieser Basis bei der Lebensmittelauswahl leichter entscheiden zu können. Und zwar mit einer Art Ampelsystem, das Aufschluss über die Qualität der enthaltenen Nährwerte gibt.
Die Idee dahinter: Indem Verbraucher:innen Hilfe bei der Lebensmittelauswahl bekommen, können sie sich bewusster und dadurch ausgewogener ernähren. Gleichzeitig kann dies Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Nutri-Score: So funktioniert’s
Um uns über die enthaltenen Nährstoffe zu informieren, mussten wir vor Einführung des Nutri-Scores auf die Nährwerttabellen auf der Verpackungsrückseite zurückgreifen: Die Angaben beziehen sich in der Regel auf 100 Gramm (bei Getränken auf 100 Milliliter) bzw. die einzelnen Portionsgrößen. Für die meisten Verbraucher:innen bleibt dabei jedoch unklar, ob die angegebenen Werte zu Zucker, Fett und Salz nun viel oder wenig sind. Daher äußerten viele Verbraucher:innen immer wieder den Wunsch nach einer erweiterten Lebensmittelkennzeichnung für noch mehr Sicherheit und Transparenz beim Kauf von Lebensmitteln. Hier schafft der Nutri-Score Abhilfe.
Bei einer schnelleren und einfacheren Beurteilung von Lebensmitteln kann der von unabhängigen Wissenschaftler:innen entwickelte Nutri-Score mit einer fünfstufigen, farbigen Skala helfen. Diese informiert die Verbraucher:innen auf einen Blick über die Nährstoffzusammensetzung: Sie reicht von „A“ in Grün (günstige Nährwerte) bis „E“ in Rot (ungünstige Nährwerte). Aufgrund dieser leicht sichtbaren Bewertung lassen sich Produkte einfacher miteinander vergleichen. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn es darum geht, Produkte aus derselben Kategorie zu vergleichen – zum Beispiel, welche Fertigpizza über eine bessere Zusammensetzung verfügt.
So berechnet sich der Nutri-Score
Mit welchem Buchstaben ein Lebensmittel bewertet wird, hängt von der Menge der „positiven“ und „weniger positiven“ Nähr- und Inhaltsstoffe (pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter) ab. Je höher zum Beispiel der Salzgehalt, desto mehr Punkte werden vergeben. Unsere Grafik zeigt dir, welche Inhaltsstoffe in die Berechnung einfließen und welchen Gesamtpunktewert ein Lebensmittel erhalten muss, um mit einem bestimmten Buchstaben gekennzeichnet zu werden.
Eine ausführliche Erläuterung der einzelnen Steps inklusive Beispielrechnung findet sich hier.
Wo der Nutri-Score an seine Grenzen stößt
Neben den genannten Vorteilen für Verbraucher:innen hat der Nutri-Score auch Schwächen: Zum einen fließen nicht alle Inhaltsstoffe (wie Vitamine, Mineralstoffe oder ungesättigte Fettsäuren) in die Beurteilung mit ein. Zum anderen wird nicht wie etwa im Falle der Nährwerttabellen zusätzlich die tatsächliche Portionsgröße berücksichtigt, sondern nur 100 Gramm bzw. 100 Milliliter pro Produkt. Außerdem bewertet der Nutri-Score immer nur ein einzelnes Lebensmittel und nicht den gesamten Speiseplan. Das bedeutet, dass die Verbraucher:innen nicht davon ausgehen können, sich durch den alleinigen Konsum von A-Lebensmitteln auch gleichzeitig ausgewogen und gesund zu ernähren. Hier lohnt sich immer auch ein Blick auf unsere Ernährungspyramide. Sie zeigt an, welche Nahrungsmittelgruppen wir in welchem Verhältnis essen sollten. Außerdem halten die Nährwerttabelle sowie die Zutatenliste nach wie vor weitere wichtige Informationen zu den Produkten bereit.
Nichtsdestotrotz ist der Nutri-Score eine leicht verständliche Möglichkeit für Verbraucher:innen, schon beim Einkaufen die Lebensmittelauswahl bewusster zu gestalten. Er zeigt eine zusammenfassende Bewertung an, die der schnellen, ersten Orientierung dienen soll.
Wer setzt den Nutri-Score um?
Zwar ist der Nutri-Score für Unternehmen freiwillig, es gibt jedoch einige europäische Länder in denen er großen Anklang findet: Frankreich hat ihn schon 2017 eingeführt, während Belgien, Spanien, Portugal, die Schweiz, Luxemburg und Deutschland nachgezogen sind. In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere große Unternehmen, darunter Nestlé, die den Nutri-Score für ihre Produkte verwenden.
Je mehr Unternehmen ihre Produkte mit dem Nutri-Score versehen, desto einfacher wird es in Zukunft für Verbraucher:innen, beim Einkauf Lebensmittel auszuwählen, die einer ausgewogenen Ernährung zuträglicher sind. Gleichzeitig kann der Nutri-Score Unternehmen motivieren, ihre produzierten Lebensmittel zu verbessern, um zukünftig bessere Nutri-Score-Ergebnisse zu erzielen.
Was hat sich am Nutri-Score Algorithmus geändert?
Der Algorithmus zur Berechnung des Nutri-Scores wurde überarbeitet und an aktuelle ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Damit ergeben sich folgende Neuerungen:
- Die Kategorie Fette und Öle beinhaltet nun auch Nüsse und Samen;
- Die Kategorie Getränke beinhaltet nun auch Milchgetränke, fermentierte Milchgetränke und pflanzliche Milchalternativen;
- Zucker und Salz können mehr Negativpunkte erhalten als zuvor;
- Proteine können mehr Positivpunkte erhalten, wobei rotes Fleisch auf maximal 2 Punkte begrenzt ist;
- Ballaststoffe werden strenger bewertet, das heißt ein Produkt muss mehr Ballaststoffe enthalten, um dafür Punkte zu bekommen;
- Bei Getränken werden nun auch Süßstoffe bei den weniger positiven Inhaltsstoffen berücksichtigt;
- Die Grenzwerte für die Kategorien wurden zum Teil angepasst.
Nestlé unterstützt weiterhin den Nutri-Score und stellt die Produkte im Geltungsbereich bis zum Ende der offiziellen Übergangsfrist im Dezember 2025 auf den neuen Nutri-Score Algorithmus um. Diese Entscheidung steht im Einklang mit unserem langjährigen Engagement, Verbraucher:innen bei der Auswahl einer ausgewogenen Ernährung zu unterstützen. Ein Berechnungsbeispiel findest du hier.
Quellen zum Artikel: