Du denkst bei Vollwert-Ernährung an Frischkornbrei und Gemüse-Bratlinge? Die viel belächelten Getreidekörner sind zwar tatsächlich von Bedeutung, denn Vollkornprodukte liefern reichlich Ballaststoffe. Doch der Ansatz der Vollwert-Ernährung nach Koerber, Männle und Leitzmann umfasst weit mehr: Nicht nur gesundheitlich verträglich, sondern auch umwelt- und sozialgerecht soll die Ernährung sein.
Wofür der Begriff "Vollwert" steht
Die Idee der Vollwert-Ernährung geht ursprünglich auf den Schweizer Arzt Maximilian Bircher-Benner und den deutschen Arzt Werner Kollath zurück. "Lasst unsere Nahrung so natürlich wie möglich sein", dieser Gedanke Kollaths gilt auch heute noch für die Vollwert-Ernährung: Lebensmittel werden als vollwertig bezeichnet, wenn sie noch den vollen Wert der natürlicherweise vorkommenden Inhaltsstoffe besitzen - also nicht oder nur wenig verarbeitet wurden.
Schmecken muss es!
Die Autoren verfolgen hohe Ansprüche: Mit der Vollwert-Ernährung soll eine hohe Lebensqualität, insbesondere die Gesundheit, gefördert und unsere Natur geschützt werden. Gleichzeitig will sie faire Wirtschaftsbeziehungen und gerechtere Lebensbedingungen unterstützen. Auch der Genuss soll nicht zu kurz kommen. Folgende sieben Grundsätze gelten für die Lebensmittel:
- genussvoll und bekömmlich
- überwiegend pflanzlich
- bevorzugt gering verarbeitet
- ökologisch erzeugt
- regional und saisonal
- umweltverträglich verpackt
- fair gehandelt sein.
Die Lebensmittelpalette: bunt und vielseitig
Vollwert-Ernährung ist eine überwiegend pflanzliche also lacto-vegetarische Ernährungsweise. Vollwertköstler bevorzugen vor allem gering verarbeitete und frische Lebensmittel, die aus der Region und aus ökologischem Anbau stammen. Auf dem Speiseplan stehen viel Gemüse und Obst, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte sowie Milch und Milchprodukte. Aus Gründen der Umweltschonung wird dagegen auf Fleisch, Fisch und Eier weitestgehend verzichtet. Entsprechend ihrem Verarbeitungsgrad werden die Lebensmittel in sehr, weniger und nicht empfehlenswerte Gruppen eingeteilt. Etwa die Hälfte der Nahrungsmenge soll zudem als unerhitzte Frischkost verzehrt werden - so bleiben z. B. Vitamine und Mineralstoffe besser erhalten.
Vollwertköstler leben gesünder
Die Gießener Vollwert-Ernährungs-Studie hat gezeigt, dass Vollwertköstler mehr Ballaststoffe und weniger Cholesterin aufnehmen als "normale" Esser. Zudem liegt die Vitaminversorgung deutlich über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), mit Ausnahme von Vitamin B12. Die hohe Zufuhr der antioxidativ wirkenden Vitamine E und C sowie an Karotinoiden kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie möglicherweise Krebs vorbeugen.
Die Empfehlungen der Vollwert-Ernährung lassen sich problemlos in die Praxis umsetzen. Das Gute an dem Konzept: Verbote gibt es nicht, nur Empfehlungen.