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Soziale Kontakte

Soziale Kontakte: Wichtig für ein langes, gesundes Leben?

6 Min.
Nähe, Fürsorge, Zusammenhalt: Soziale Kontakte sind ein integraler Bestandteil unseres Lebens und tragen maßgeblich zu unserem Wohlbefinden bei – aber auch zu unserer Gesundheit? In diesem Artikel beleuchten wir die Bedeutung sozialer Kontakte (auch im Alter) genauer, schauen uns den aktuellen Stand der Forschung an und reisen an jene Orte dieser Welt, in denen die Menschen so alt werden wie sonst nirgends. Außerdem geben wir dir wertvolle Tipps, um deine sozialen Kontakte zu stärken und erklären dir, wie diese deine Gesundheit und dein Wohlbefinden verbessern können.

Uralt & unendlich happy: Was sind Blue Zones?

Die sogenannten Blue Zones sind bestimmte Orte auf der Welt, in denen die Einwohner überdurchschnittlich alt werden und dabei am längsten gesund bleiben – zudem scheinbar besonders glücklich. Dazu zählen etwa Ogliastra auf Sardinien, Ikaria in Griechenland oder Okinawa in Japan. Allen gemein sind isolierte, traditionsbewusste Gemeinschaften mit starken Familienbanden. Die Menschen in diesen Orten bleiben bis ins hohe Alter in das gesellschaftliche Leben integriert, ernähren sich vorwiegend regional-pflanzlich, aber auch von Fisch mit entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren und calciumreichen Milchprodukten. Eine ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem, wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und hält fit. Dies in Verbindung mit guten sozialen Kontakten? Ist das der Schlüssel für ein langes, gesundes Leben?

Soziale Kontakte: So können sie aussehen

Beziehungen

Die Beziehungen, in denen wir zueinander stehen, sind so vielfältig und individuell wie wir Menschen selbst. Hier einige Beispiele für Formen sozialer Kontakte:

  1. Familienbeziehungen: Die Beziehungen zu unseren Eltern, Omas und Opas, unseren Geschwistern oder Tanten und Onkel sind eine der grundlegendsten Formen sozialer Kontakte. Sie prägen unsere Entwicklung und bieten uns im besten Fall emotionale Unterstützung und Geborgenheit.
  2. Freundschaften: Freundschaften basieren auf gemeinsamen Interessen, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung. Enge Freund:innen können uns helfen, Stress abzubauen, unsere sozialen Fähigkeiten zu verbessern und neue Perspektiven zu gewinnen. Insbesondere im Alter ist die Pflege von Freundschaften entscheidend für unser Wohlbefinden. Je älter wir werden, desto familiärer wird die Bindung zu unseren Freund:innen.
  3. Kollegiale Beziehungen: Kontakte zu Kolleg:innen und Gleichaltrigen sind wichtige soziale Kontakte in unserem beruflichen und akademischen Umfeld. Sie bieten uns die Möglichkeit, uns auszutauschen, zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen.

Gefühlt können all diese Formen der sozialen Kontakte Einfluss auf unsere Psyche und Wohlbefinden haben, positiv wie negativ. Ob das wirklich so ist und ob dies direkte Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, ist und war Gegenstand verschiedener Studien.

Studienlage zum Einfluss sozialer Kontakte auf das Leben und die Gesundheit

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass unsere sozialen Beziehungen weitreichende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere psychische Gesundheit und sogar unsere Lebenserwartung haben können. Los geht’s aber mit einem Umfrageergebnis zum Thema Anzahl und Qualität sozialer Kontakte:

Soziale Kontakte in Deutschland: Wie viele Freund:innen haben wir wirklich?

So unterschiedlich die Formen sozialer Kontakte sind, so verschieden sind von Mensch zu Mensch auch ihre Anzahl und die Qualität. Eine Umfrage der Splendid Research GmbH mit 1.039 Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren hat Folgendes ergeben:

  • Im Sechserpack durchs Leben: Die Befragten, egal welchen Geschlechts, haben im Durchschnitt sechs Freund:innen in ihrem sozialen Umfeld.
  • Wahre Freundschaften sind rar: Allerdings betrachten sie nur etwa die Hälfte davon als wahre Freund:innen.
  • We are family: Die Befragten stehen mit durchschnittlich zehn nahen Verwandten im regelmäßigen Kontakt.
  • Soziale Kontakte = Konfliktpotential: Die Befragten haben im Schnitt mit zwei Personen (genannt: Gegenspieler:innen) zu tun, mit denen sie regelmäßig in Konflikte geraten.
  • Beziehungsstatus ist Thema: Singles haben im Durchschnitt eine:n Freund:in weniger als Personen in festen Beziehungen und Verheiratete.
  • Ja, ich will – oder doch nicht: Durch eine Heirat verlieren die Befragten durchschnittlich eine:n wahren Freund:in, was die Annahme widerlegt, dass man durch eine Hochzeit neue Freunde und Freundinnen gewinnt. Außerdem zerbrechen Freundschaften häufig durch eine Scheidung. Die Reihen lichten sich: Die Ergebnisse bestätigen, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Freund:innen hat. In den Dreißigern verlieren die Befragten im Schnitt zwei davon.
  • Die Reihen lichten sich: Die Ergebnisse bestätigen, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Freund:innen hat. In den Dreißigern verlieren die Befragten im Schnitt zwei davon. 

Soziale Kontakte im Alter: Der Einfluss von sozialer Isolation auf die Dauer des Lebens

Isolation
In einer britischen Studie wurde untersucht, ob soziale Isolation nur bedingt durch eine damit verbundene Einsamkeit die Sterblichkeitsrate beeinflusst oder ob die beiden Faktoren gar nicht unbedingt zusammenhängen. Zunächst aber eine kurze Begriffserklärung:
Soziale Isolation: Eine Person verfügt objektiv über wenig Sozialkontakte, hat ein stark begrenztes soziales Netzwerk und wenig Zugehörigkeit.
Einsamkeit: Ist stets subjektiv. Ein schmerzliches Gefühl, weil zwischen gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehungen ein Missverhältnis besteht. Einsamkeit kann von Menschen empfunden werden, selbst wenn sie viele Bekannte haben. Das Gefühl entsteht, wenn keine dieser Beziehungen als erfüllend wahrgenommen wird.
 
Mit diesen Begrifflichkeiten im Hinterkopf analysierten Forschende die Daten von 6.500 Menschen im Alter von 52 Jahren und älter. Sie verwendeten Fragebögen, um soziale Isolation anhand von Kontakten zu Familie und Freund:innen sowie der Teilnahme an gesellschaftlichen Organisationen, um den Grad der Einsamkeit zu messen. Die Sterblichkeit wurde innerhalb der darauffolgenden 7 Jahre beobachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl eine soziale Isolation als auch das Gefühl von Einsamkeit mit einer erhöhten Sterblichkeitsrate verbunden waren – jedoch unabhängig voneinander. Einsamkeit scheint demnach nicht die Hauptursache für eine erhöhte Sterblichkeit bei sozial isolierten Personen zu sein. Vielmehr sind es sehr wahrscheinlich Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Alkoholkonsum, Rauchen, und/oder eine unausgewogene Ernährung, die häufig mit sozialer Isolation einhergehen und das Sterblichkeitsrisiko erhöhen. Das ist besonders problematisch, da meist niemand die Situation der betroffenen Personen bemerkt oder es bereits zu spät sein kann, um etwas zu ändern. Daher ist es umso wichtiger, sozial isolierte Personen bewusst zu integrieren und füreinander da zu sein.

Im Team weniger gebrechlich und geistig fitter

Japanische Wissenschaftler:innen konnten belegen, dass soziale Kontakte die Gesundheit fördern und die Gebrechlichkeit verlangsamen, indem sie die Daten von Personen ab 65 Jahren im Übergang zu leichtem Pflegebedarf über fünf Jahre analysierten. Ein Teil nutzte eine persönliche Assistenzperson im Alltag, der andere gemeinschaftliche Unterstützungsangebote. Ergebnis: Die persönliche Assistenz hatte keinen Einfluss auf die Gebrechlichkeit, während gemeinschaftliche Angebote das Risiko um bis zu 40 % minderten. Eine Langzeitstudie aus London zeigte außerdem, dass Personen, die im Alter von 60 Jahren fast täglich Freund:innen trafen, weniger wahrscheinlich an Demenz erkrankten als jene, die nur alle paar Monate einen oder zwei Bekannte trafen. 

Der Mensch – das Gesellschaftstier: Von Natur aus langlebig?

Soziale Kontakte reduzieren die Sterblichkeitsrate und fördern gesundes Altern. Einer wissenschaftlichen Untersuchung zufolge könnten die Ursachen dafür in unserer Natur liegen. Der Mensch als soziales Wesen braucht nicht nur, er wird auch gerne gebraucht. Die Langlebigkeit sozialer Wesen werde durch die fortlaufende Betreuung des Nachwuchses geprägt, heißt es. Sie könnten an Fitness gewinnen, indem sie ihren Nachkommen etwa bei der Kinderpflege helfen – ein generationenübergreifender „Ressourcentransfer“, der vital hält. Ein Mehrgenerationenhaushalt wäre demnach ein echter Jungbrunnen für die älteren Mitbewohner:innen! Ob der Nutzen dieses Helfens jedoch wirklich groß genug ist, um zu erklären, warum gerade Frauen ihre Fortpflanzungszeit um mehrere Jahrzehnte überdauern, wird von Forschenden immer noch untersucht.

Auf einen Blick: Darum sind soziale Kontakte für Senioren unverzichtbar

Senioren
  1. Positive Auswirkungen auf die Psyche: Sozialkontakte ermöglichen es uns, uns verstanden und unterstützt zu fühlen. Dies kann Stress reduzieren und unser Selbstwertgefühl steigern. Soziale Kontakte können auch dazu beitragen, psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände zu lindern, indem sie uns ein Unterstützungsnetzwerk bieten.
  2. Verbesserung des emotionalen Wohlbefindens: Soziale Kontakte sind eng mit unserem emotionalen Wohlbefinden verbunden. Sie lassen uns positive Emotionen wie Freude, Liebe und Zufriedenheit erleben. Darüber erhalten wir Trost und Unterstützung, wenn wir uns niedergeschlagen oder gestresst fühlen – und wir können das auch zurückgeben.
  3. Unterstützung in schwierigen Zeiten: Gerade im Alter sind soziale Kontakte besonders wertvoll. Sie bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern auch praktische Hilfe.

Soziale Kontakte stärken unser Zugehörigkeitsgefühl und erhöhen unsere Widerstandsfähigkeit, was zu einem langen Leben beiträgt. Soziale Kontakte sind also entscheidend für unser geistiges und emotionales Wohlbefinden, insbesondere im Alter. Wir können unsere Erfahrungen teilen, uns gegenseitig unterstützen und positive Gefühle erleben. Gut also, sie zu pflegen – aber wie?

Neue Kontakte knüpfen, Freundschaften pflegen: Tipps & Tricks für soziale Kontakte

So wichtig sie auch für uns sind – das Pflegen sozialer Kontakte kann eine Herausforderung sein, insbesondere in unserer hektischen Welt. Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen und gezielt Zeit für soziale Aktivitäten zu planen.
 
  1. Verbringe bewusst Zeit mit „Wohlfühlmenschen“. Mit einer bestimmten Person hast du wirklich IMMER Spaß, auch wenn ihr euch selten seht? Lade sie zum gemeinsamen Essen ein – vielleicht könnt ihr einen regelmäßigen Termin daraus machen.
  2. Nimm an sozialen Aktivitäten teil, die dich interessieren. Dies kann ein Verein, ein Sprachkurs oder ein Buchclub sein.
  3. Engagiere dich in deiner Gemeinschaft. Ehrenamtliche Arbeit oder die Unterstützung einer guten Sache können dir helfen, neue Menschen kennenzulernen.
  4. Beziehe einsame Menschen mit ein. Du kennst eine Person, die oft allein und deshalb unglücklich ist? Einsammeln, mitnehmen, füreinander da sein!
  5. Nutze ergänzend Online-Plattformen. In der heutigen digitalen Welt bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, soziale Kontakte zu pflegen und neue Menschen kennenzulernen. Versuche jedoch auch deine Online-Kontakte ins „echte“ Leben zu übertragen und nicht nur in der digitalen Welt zu verweilen.
  6. Überrasche mit netten Gesten. Es sind oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Ein freundliches Lächeln, eine nette Nachricht oder ein Kompliment können viel bewirken.
  7. Zeige Interesse an anderen Menschen: Stelle Fragen und höre zu. Das schafft eine positive Atmosphäre und stärkt die Bindung.
  8. Sei präsent und aufmerksam: Wenn du Zeit mit anderen Menschen verbringst, sei wirklich „da“. Schalte dein Handy stumm und konzentriere dich auf das Gespräch.
  9. Schlag doch mal was vor. Initiiere gemeinsame Unternehmungen, sei es ein Spaziergang, ein Kochabend oder der Besuch einer Party.
  10. Teile deine Gefühle: Sei offen und ehrlich, das schafft Vertrauen und stärkt die Beziehung. Zudem ist es wichtig, Konflikte respektvoll anzugehen und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
  11. Mutig sein: Trau dich, neue Menschen kennenzulernen. Sage „Hallo“ zu Nachbar:innen, Kolleg:innen oder anderen Menschen in deinem Umfeld. Gemeinsame Interessen können den Grundstein für neue Kontakte legen.
  12. Sei geduldig mit dir selbst: Der Aufbau und die Pflege sozialer Kontakte brauchen Zeit. Sei geduldig und gib dir selbst Raum, um Beziehungen wachsen zu lassen.

Gemeinsam Kochen: Verbindende Momente und kulinarische Erlebnisse

Neben der Bedeutung von sozialen Kontakten für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden spielt auch das gemeinsame Kochen eine wichtige Rolle. Das Zubereiten von Gerichten mit anderen kann zu unvergesslichen Momenten führen, in denen Freunde und Familie Spaß miteinander haben und neue kulinarische Kreationen entdecken. Kochen bietet die Möglichkeit, die Vielfalt verschiedener Traditionen und Geschmacksrichtungen kennenzulernen sowie sich über Rezepte und neue Kreationen auszutauschen. Wenn du einen besonderen Abend mit deinen Liebsten verbringen willst, haben wir einen köstlichen Vorschlag für dich. Schnapp dir also deine Kochutensilien, lade deine Freund:innen und/oder Familie ein und genießt einen gemeinsamen Kochabend!

Kennst du dein biologisches Alter?

Biological age

Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. Die Menschen in den Blue Zones dieser Welt würden das wahrscheinlich genau so unterschreiben. Halten wir uns – auch mit Hilfe unserer Freund:innen – geistig fit, ist schon einiges getan. Kommt dazu noch ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Entspannung, lässt sich an der Sanduhr unseres Lebens noch so einiges drehen. Mit unserem praktischen Tool kannst du dein biologisches Alter berechnen – und herausfinden, wie du es sogar beeinflusst. 

Soziale Kontakte für ein langes, gesundes Leben – ein Fazit

Es sind nicht nur die regelmäßigen medizinischen Check-ups und der gesunde Lebensstil in Sachen Ernährung und Bewegung, auf die wir mit den Jahren achten sollten, sondern auch das Miteinander. Einsamkeit und soziale Isolation belasten die Psyche und am Ende auch unseren Körper. Wenn wir füreinander da sind, unsere Freundschaften pflegen, brauchen und gebraucht werden, kann uns das hingegen ein längeres, gesünderes Leben bescheren – eine wichtige Erkenntnis, nicht nur für die Wissenschaft, sondern für uns alle.

Quellen zum Artikel: 

https://www.bluezones.com/wp-content/uploads/2015/01/Nat_Geo_LongevityF.pdf

https://www.splendid-research.com/de/statistik/studie-soziale-kontakte/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23530191/ https://www.jamda.com/article/S1525-8610(23)00547-9/abstract

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7938163/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29035688/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31374073/

Katrin Schörner
Autor:in
Katrin Schörner
Ernährungs- und Sportwissenschaftlerin

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