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Familie_am_Tisch_Essen
Sunday, 06.11.22
3 Min.

Psychologie am Esstisch: Tipps & Tricks für Eltern

Nudeln bitte ausschließlich ohne Soße – und das überhaupt nur dann, wenn die Essenszeit als solche akzeptiert wird. Eltern, Erzieher:innen, Babysitter:innen und große Geschwister kennen es: Kinder haben eine sehr selbstbewusste Meinung, wenn es um die Mahlzeiten geht. Wir verraten einfache Tricks, die dir helfen, einen kühlen Kopf am Esstisch zu bewahren.
 

Welche Faktoren beeinflussen Kinder am Esstisch

Ob der Inhalt ihres Tellers gesund oder ungesund ist, dürfte den meisten Kindern herzlich egal sein. Es sind andere Faktoren, die ihr Essverhalten beeinflussen. Viele haben mit dem Heranwachsen zu tun. Dazu zählen unter anderem:

  • Lernprozesse & Erziehung: Dein Kind lernt immer dazu – auch am Esstisch. Was heute noch uninteressant erscheint, kann morgen schon die neue Lieblingsspeise sein. In den ersten fünf Lebensjahren durchlaufen die Essgewohnheiten einen stetigen Wandel.
  • Innenreize: Hat dein Kind schlichtweg keinen Hunger, fühlt es sich unwohl oder mag es eine Speise nicht, wird es wahrscheinlich auch nichts essen. Ein weiterer Grund kann die sogenannte „Neophobie“ sein. Alle Infos dazu findest du in unserem Merkkasten.
  • Außenreize: Aussagen der Eltern wie „Ohne Essen darfst du nicht spielen“ können Kinder unter Druck setzen oder zu Trotzreaktionen führen.
  • Genetische Präferenzen: Vorlieben und Abneigungen können teilweise genetisch bedingt sein. Studien belegen, dass Kinder von Geburt an süßliche Geschmäcker bevorzugen und in den ersten Lebensmonaten auch eine Präferenz für Salziges entwickeln. Außerdem können Aversionen durch Unverträglichkeiten ausgelöst werden.
  • Kultur & Gewohnheit: Kulturelle Einflüsse und familiäre Gewohnheiten können die Vorliebe für bestimmte Speisen prägen. Nicht umsonst sagen viele von uns heute, dass es zu Hause bei Mama doch immer noch am besten schmeckt.
     

Neophobie – Was ist das eigentlich?

Mit dem Begriff Neophobie wird die angeborene Angst vor etwas Neuem bezeichnet. Bei Kindern gehört es zur Entwicklung, dass unbekannte Speisen abgelehnt werden. Im Normalfall gehen diese Verweigerungsphasen allerdings vorbei und die kindliche Neugier geht als Sieger aus der Sache hervor. Eltern sollten während dieser Zeit gelassen bleiben und trotzdem weiterhin abwechslungsreiche Kost anbieten.
 
Evolutionsgeschichtlich ergibt sich aus der Neophobie übrigens ein Anpassungsvorteil, denn unbekannte Speisen können giftig und schädlich sein.
 

Tipps & Tricks: Das solltest du tun

Mit ein paar wenigen psychologischen Kniffen lässt sich das kindliche Ablehnen von Speisen schneller umgehen, als du glaubst. Hier verraten wir dir, was du tun kannst, wenn …
 
… das Kind gewisse Nahrungsmittel ablehnt: Hier lautet das Zauberwort „Mischen“! Ein leckerer Mix mit einem favorisierten Dip oder einer Lieblingsspeise kann vieles ändern. Achte aber auf die Verträglichkeit.

… das Baby/Kleinkind vor dem Essen unruhig ist: Lass dein Kind mit dem Essen sofort anfangen, sobald es auf dem Teller liegt. Sich in Geduld zu üben, kann dein Nachwuchs an anderer Stelle lernen. Größere (Klein)kinder kannst du mit einem Ritual („Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb!“) auf das gemeinsame Essen eingrooven.
 
… das Kleinkind während des Essens unruhig ist: Lass es ruhig auch mal im Stehen am Tisch essen und trinken. Ist dein Kind satt, darf es aufstehen.
 
… das Kind noch mehr essen will: Lass es sich auf Grundlage einer gesunden, vollwertigen Ernährung satt essen. Kinder hören in der Regel damit auf, wenn sie genug haben.
 
… das Kind Obst und/oder Gemüse ablehnt: Rege die Fantasie der Kleinen an. Lass sie beim Einkaufen das Obst in der schönsten Farbe auswählen
oder stelle sie doch einmal Popeye & Co. vor. Dass viele Obst- und Gemüsesorten Muckis machen, groß zaubern oder von Elfen aus den Gärten stibitzt werden, weil sie so lecker sind, kann bei so manchem Picky Eater Wunder wirken.

Tipps & Tricks: Das sollte man vermeiden

Diskussionen und Zwingen nützen nichts! Das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Lies hier, was du am besten vermeiden solltest, um Tränen am Esstisch zu verhindern.

  • „Gute“ Argumente vorbeten: Mit „Das ist aber gesund“ kommen wir oft nicht weit. Sogenannte „positive Verstärker“ bringen mehr Erfolg! Bastel mit deinem Kind eine Urkunde für den Fall, dass es eine Woche lang das Obst aus der Brotdose isst. Als Belohnung wartet dann z. B. ein Besuch im Kinderkino- oder theater.
  • Aufgeben: Beweise Ausdauer. Das „Immer-wieder-Anbieten“ hat sich als effektive Methode erwiesen, die Neugierde von Kindern zu entfachen. Wichtig ist hier, das verschmähte Lebensmittel ohne Druck zu servieren.
  • Mit Süßigkeiten belohnen: Das würde ungesundes Essen aufwerten. Die Kinder könnten glauben, der Genuss von Schoki, Chips und Co. sei wichtiger und erstrebenswerter als eine ausgewogene Mahlzeit.
     

Fazit

Geschmack und Vorlieben von Kindern verändern sich – und Eltern sollten dieses Spielchen entspannt mitspielen. Vermittel deinen Kleinen das Gefühl, dass Essen Freude macht und Genuss bringt. Am Esstisch mit kleineren Kindern ist kein Raum für Machtkämpfe oder Benimmregeln – erst einmal steht das „Essenlernen“ im Fokus. Alles Weitere sollte auf die Bedürfnisse und die jeweilige Entwicklungsphase des Kindes abgestimmt werden. Es lohnt sich, dem Nachwuchs ein Gefühl von Selbstständigkeit zu vermitteln. Das Kind wählt das Gemüse im Supermarkt selbst aus, es darf auch einmal etwas nicht mögen, es kennt die „Geheimnisse“ von Obst und Gemüse. Aufgedrängt wird hier nichts! In der Regel kommen so Spaß und Freude am Essen von ganz allein.
 
Für alle Tipps und Tricks auf einen Blick gibt es unser „Psychologie am Esstisch“-Infoblatt zum kostenlosen Download.

Marina Conrad
Autor:in
Marina Conrad
Ernährungsökonomin

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