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Heilfasten

Heilfasten: Tipps und Infos

4 Min.

Fasten ist der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für eine begrenzte Zeit. In vielen Religionen wird zu bestimmten Zeiten im Jahr gefastet, so wird zum Beispiel in der katholischen Kirche 40 Tage nach Aschermittwoch dem „Fleisch Lebewohl“ gesagt, so die Übersetzung des italienischen „Carne vale“. Oder bei den Muslimen: Im Fastenmonat Ramadan wird tagsüber auf Essen und Trinken verzichtet. Neben diesen religiösen Motiven sind es häufig auch gesundheitliche Beweggründe, warum Menschen fasten möchten. Dazu werden verschiedene Fastenprogramme angeboten und beworben, von denen du das eine oder andere vielleicht auch schon kennst. Ob Heilfasten, Fastenwandern oder Molkefasten – die Möglichkeiten sind vielfältig. Versprochen wird damit eine Entschlackung oder Entgiftung des Körpers, und das in kürzester Zeit – ein Jungbrunnen für Körper und Geist. Doch wo liegen die Unterschiede zwischen verschiedenen Fastenkuren und was ist wirklich dran an den versprochenen Wirkungen des Heilfastens?

Heilfasten - Enthaltsamkeit nach Plan

Ob zu Hause oder in speziell dazu ausgerichteten Hotels im Urlaub, Heilfasten wird schon seit vielen Jahren angeboten und durchgeführt. Es war der deutsche Mediziner Dr. Otto Buchinger, der bereits 1935 ein erstes Programm hierzu entwickelte und den Begriff des Heilfastens prägte. Mit dem Heilfasten werden verschiedene gesundheitliche Ziele verfolgt. Es soll Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, oder auch Hauterkrankungen, wie Neurodermitis, vorbeugen. Auch wird es zur Therapie chronischer Erkrankungen, beispielweise Rheuma, und natürlich auch zur Gewichtsabnahme, empfohlen. Doch wie soll Heilfasten hier helfen? Im Vordergrund steht das „Entschlacken“ und „Entgiften“ des Körpers, das heißt durch den Verzicht auf feste Nahrung soll unser Körper von Giftstoffen, die sich mit der Zeit ansammeln, befreit werden.

Als Vorbereitung auf eine Fastenkur werden in der Regel ein bis drei Entlastungstage empfohlen. Hier darfst du noch eine leichte Kost mit Obst oder Reis essen. Das eigentliche Heilfasten beginnt mit einer gründlichen Darmreinigung. Dazu trinkst du beispielsweise eine Salzlösung, wie etwa Glaubersalz, die abführend wirkt. Viele Konzepte empfehlen die Darmreinigung auch während der Kur mehrmals zu wiederholen. Das Heilfasten an sich erfolgt dann nach unterschiedlichen Regeln. Die Fastenkur wird beendet mit dem sogenannten Fastenbrechen. Hier geht es darum, einen langsamen Einstieg in die „normale“ Ernährung zu finden. Wichtig ist dabei ist ein behutsames Vorgehen, beginnend beispielsweise mit einer Suppe am ersten Tag. Die Energiezufuhr wird über mehrere Tage hinweg langsam gesteigert.
 

Fasten ist nicht gleich Fasten

Vielleicht hast du dich schon einmal mit dem Thema „Heilfasten“ beschäftigt und standest vor der Wahl, welche Methode – hier gibt es ja einige – du anwendest.

Der österreichische Arzt F. X. Mayr empfiehlt beispielsweise ein 3-Stufen-Konzept, beginnend mit Tee, Mineralwasser und Gemüsebrühe in der ersten Phase und altbackenen Semmeln mit Milch in der zweiten. Die dritte Phase stellt den Übergang zur späteren Dauerernährung dar. Hier sind dann bestimmte Lebensmittel erlaubt und die Energiezufuhr wird langsam wieder gesteigert.

Du hast auch bestimmt schon einmal von einer Schroth-Kur gehört. Dieses Fastenkonzept ist benannt nach dem schlesischen Bauern und Fuhrmann Johann Schroth, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte. Das Konzept erlaubt trockene Brötchen, Schrotsemmel, Reis, Grieß, Hafer oder Gemüse. Trocken- und kleine sowie große Trinktage wechseln hier ab, je nachdem, wie viel Flüssigkeit erlaubt ist. Früher war es Wein, heute Obst- oder Gemüsesäfte. Wichtig sind tägliche Dunstwickel, die die Entschlackung fördern sollen.

Das Fasten-Konzept nach der Hl. Hildegard von Bingen erlaubt Dinkelkaffee, Fenchel-und Kräutertees, Gemüse, Brühe und Säfte. Hierbei wird die Brühe (als Fastensuppe bezeichnet) nach einem Rezept der Hl. Hildegard von Bingen aus Dinkel, Kräutern und Gemüse selbst hergestellt.

Das modifizierte Fasten ist eine weitere Methode, bei der gewisse Eiweißmengen, in der Regel über eiweißangereicherte Getränke, erlaubt sind, mit dem Ziel, den Muskelabbau während der Fastenperiode zu hemmen. Hierzu zählt beispielsweise auch das Molke-Fasten, bei dem mit Eiweiß angereicherte Molke getrunken wird.

Reines Tee- oder Wasserfasten ist fast gleichzusetzten mit einer Null-Diät, da nur Wasser oder ungesüßte Tees erlaubt sind. Saftfasten liefert mit den erlaubten Obst- und Gemüsesäften dagegen wenige Kalorien und erleichtert so und auch durch die geschmackliche Abwechslung das Durchhalten.

Fasten in Wanderschuhen

Das Fastenwandern verbindet die Einschränkungen beim Essen mit körperlicher Bewegung, in der Regel mit dem Wandern, oder aber auch dem Nordic Walking. Ziele, die mit dem Fastenwandern verfolgt werden, gehen in der Regel über das Abnehmen und weitere gesundheitliche Aspekte, wie die Vorbeugung und Heilung verschiedener Erkrankungen, ob Bluthochdruck oder Rheuma, hinaus. Auch Aspekte, wie Stressbewältigung oder Selbstfindung, werden hier genannt. Fastenwandern wird daher häufig auch mit Entspannungsprogrammen oder Massageangeboten verbunden. Wie bei anderen Methoden des Heilfastens, so steht auch hier die Entschlackung des Körpers im Mittelpunkt, das heißt auch hier soll sich der Körper von Säuren oder Giften, die sich mit der Zeit im Körper abgelagert haben, befreien.

Dabei ist es sehr unterschiedlich, welches Fastenprogramm mit der körperlichen Bewegung kombiniert wird. Dies kann beispielsweise eine Fastenkur nach Buchinger sein, häufig wird aber auch Saft- oder Teefasten als Fastenwandern angeboten oder aber es sind Obst und Gemüse erlaubt (sogenanntes Früchtefasten). Fastenwandern wird häufig von kommerziellen Anbietern durchgeführt. Diese Angebote gibt es für ganz Europa. In der Regel wird in der Gruppe gewandert und gefastet, was für viele das Durchhalten erleichtert. Gewandert und gefastet wird über einen begrenzten Zeitraum, in der Regel 7 Tage. Wichtig ist, dass die Durchführung unter Leitung einer medizinisch erfahrenen Person erfolgt.

Heute schon ge“detox“t?

„Detoxen“, „Detoxing“, oder ganz einfach „Detox“, hinter diesen Begrifflichkeiten steckt ein noch recht junges Konzept, was auch als Heilfasten bezeichnet werden kann. Wie das Wort schon sagt, geht es hier um die Entschlackung, oder genauer noch um die Entgiftung deines Körpers (engl. detoxing bedeutet übersetzt Entgiftung). Daneben soll dein Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Wie andere Heilfasten-Konzepte, so soll Detoxing helfen, verschiedenen Erkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Rheuma, vorzubeugen und diese zu behandeln, aber auch, dein Gewicht zu reduzieren.

Nach Meinung der Autoren ist eine Gewichtsabnahme nur durch diese Methode möglich, da Säuren, Schlacke und Giftstoffe Wasser und Fette binden und diese zunächst mit Hilfe des Detoxing aus dem Körper „herausgeleitet“ werden müssen, um das Wunschgewicht zu erreichen. Je nach Autor sehen die Empfehlungen immer etwas anders aus. In der Regel soll auf sogenannte übersäuernde Lebensmittel, wie Weißmehl, Zucker, Fleisch oder Süßigkeiten verzichtet werden, während basenbildende Lebensmittel, wie Gemüse und bestimmte Obstsorten erlaubt sind. Spezielle Produkte, wie Tees, aber auch Duschgels, Shampoos, Badezusätze oder Nahrungsergänzungsmittel, sollen die Entgiftung des Körpers unterstützen. Die Konzepte bieten häufig auch Angebote, wie Massage, Sauna oder Yoga, an.

Heil(t)fasten?!

Fragen, die auch du dir bestimmt schon gestellt hast: Kann ich mit Heilfasten Krankheiten heilen? Oder: Ist Heilfasten eine sinnvolle und gesunde Methode, um mein Wunschgewicht zu erzielen? Mit diesen Themen beschäftigen sich viele Fachgesellschaften und Wissenschaftler, wie auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Sie sieht das Heilfasten nicht als geeignete Maßnahme zur Gewichtsreduktion. Zwar geht der Zeiger auf Ier Waage am Ende einer Fastenwoche nach unten, kritisch zu sehen ist dabei jedoch der Verlust an Eiweiß in deinem Körper, der sich beispielsweise in einem Abbau der Muskelmasse zeigt. Hier ist das modifizierte Fasten mit eiweißhaltigen Lebensmitteln eine gute Alternative, da dein Körper nicht auf eigene Eiweißreserven zurückgreifen muss. Heilfasten kann jedoch als mögliche Starthilfe hin zu deinem Wunschgewicht und zu einer gesundheitsbewussteren Lebensführung gesehen werden, da das Essen in der Regel nach einer gewissen Zeit der Karenz bewusster wahrgenommen wird.

Weiterhin ist eine Fastenkur keine medizinische Therapie für bestimmte Erkrankungen, wie Rheuma, Bluthochdruck oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen und kann diese auch nicht ersetzen. So gibt es auch spezielle Empfehlungen für Krebspatienten, die versprechen, den Krebs mit Hilfe einer Fastenkur „aushungern“ zu können. Hiervon ist dringlichst abzuraten.

Im Übrigen sind die Begriffe „Schlacke“ oder „Entgiftung“ wissenschaftlich nicht belegt. Ein gesunder Organismus ist in der Regel in der Lage, alle nicht verwertbaren Stoffe auszuscheiden, so dass auch nichts in deinem Körper zurückbleibt. Wichtig ist dabei immer, dass du ausreichend trinkst. Solltest du dich für das Heilfasten entscheiden, so sprich vorab in jedem Fall mit deinem Arzt.
 

Der Praxis-Check – worauf du achten solltest

Überstürze nichts: Wenn du trotz allem Heilfasten möchtest, so geh mit Bedacht an die Sache heran und plane gut. Zunächst einmal ist wichtig zu wissen: Fasten ist nicht für jeden geeignet. So ist beispielsweise Kindern und Jugendlichen, die sich im Wachstum befinden sowie Schwangeren und Stillenden auf jeden Fall davon abzuraten. Auch solltest du bei erhöhten Harnsäurewerten darauf verzichten, da während des Fastens vermehrt Harnsäure anfällt, diese nicht wie gewohnt ausgeschieden werden und es zu akuten Gichtanfällen kommen kann.

Auch bei bestimmten Erkrankungen, beispielsweise Krebs, ist davon abzuraten, insbesondere dann, wenn es vorab schon zu starken Gewichtsabnahmen gekommen ist. Weiterhin muss eine regelmäßige Medikamenteneinnahme berücksichtigt werden. Je nach Präparat kann hier eine Anpassung der verwendeten Dosis erforderlich sein.

Beachte auch immer, dass Fasten zu verschiedenen Nebenwirkungen führen kann, zum Beispiel ein Absenken des Blutdrucks, Herzrhythmusstörungen oder Schwindelgefühle. Für jeden gilt: Vor einer Heilfastenkur ist ein Vorab-Check bei deinem behandelnden Arzt auf jeden Fall anzuraten. Auch eine fachkundige Betreuung während des Heilfastens ist sinnvoll.

Quellen zum Artikel
  1. http://www.duden.de/rechtschreibung/Karneval
  2. http://www.deutsche-islam-konferenz.de/DIK/DE/Magazin/Lebenswelten/RamadanDeutschland/fastenmonat-ramadan/fastenmonat-ramadan-node.html
  3. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=468.
  4. Biesalski, HK; Grimm, P.: Taschenatlas Ernährung. Thieme Verlag 2011
  5. Grillparzer, M.: Simple Detox. GU Verlag, 2013
  6. Hermann, R.: Alternative Ernährungsformen von A-Z. In: Adam, O: Ernährungsmedizin in der Praxis. Spitta-Verlag 2013
  7. Kasper, H.: Ernährungsmedizin. Urban und Fischer, 2009
  8. Matthai, C.: Detox your Life. Kneipp Verlag, 2011
  9. Pukownik, P. Hl. Hildegard Heilfasten. Gesundheit für Körper und Seele. Pattloch Verlag, 1995
  10. Siener, R.: Säure-Basen-Haushalt und Ernährung. Ernährungs-Umschau 10 (2011) 562-568
  11. Schmidt. HG: Fasten und Wohlfühlen. Die wirksamsten Fastenkuren. Hädecke Verlag
Marina Conrad
Autor:in
Marina Conrad
Ernährungsökonomin

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