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Frau im Garten
Wednesday, 22.02.23
3 Min.

Nachhaltige Ernährung: Essen für die Zukunft!

„Nachhaltige Ernährung“ – wer jetzt intuitiv an eine regionale, saisonale und fleischreduzierte Küche denkt, liegt schon ziemlich richtig. Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Wir erklären die Hintergründe und Ziele nachhaltiger Ernährung und wie auch du im Alltag etwas für deine Gesundheit und die des Planeten tun kannst.

Was ist nachhaltige Ernährung?

Nachhaltige Ernährung bezieht sich nicht nur auf unser Essen, sondern berücksichtigt auch all seine gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Zusammenhänge. Grund für diese umfassende Betrachtung ist die große Bedeutung von Nahrung und ihrer Erzeugung für unsere Gesundheit und unsere Umwelt. Bereits jetzt zählen Hunger und Überernährung sowie Klimawandel und Ressourcenknappheit zu den dringenden Themen unserer Zeit. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung – schätzungsweise 50 Milliarden Menschen bis 2050 – drohen sie sich weiter zu verschärfen.

Nachhaltige Ernährung ist damit nicht nur Thema auf unseren Tellern, sondern auch Bestandteil globaler und nationaler Nachhaltigkeitsstrategien, die von der World Health Organization (WHO), der Food and Agriculture Organization (FAO) oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) mitentwickelt werden. Die Prinzipien und Ziele einer nachhaltigen Ernährung sollen helfen, uns und künftigen Generationen ein gesundes Leben auf einem gesunden Planeten zu sichern.

Ernährung beeinflusst Gesundheit, Umwelt und Soziales

Wie kann Ernährung so weitreichend wirken? Das wird deutlich, wenn wir uns die vier Zielbereiche nachhaltiger Ernährung einmal genauer ansehen:

Gesundheit

Unsere Ernährung hat großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Dabei ist sowohl entscheidend, was wir zu uns nehmen als auch, wie viel davon. Wie drastisch die Folgen einer Fehlernährung sind, zeigen die Zahlen der WHO und FAO: Weltweit sind zwei Milliarden Erwachsene und über 40 Millionen Kinder übergewichtig, 670 Millionen Erwachsene und 120 Millionen Kinder sogar stark übergewichtig.
Gleichzeitig leiden 820 Millionen Menschen Hunger (WHO/FAO, S. 5/7). Unter- und Überernährung ist zudem eine der häufigsten Ursachen für Krankheiten und Todesfälle (WHO/FAO, S. 8).
Eine nachhaltige Ernährung zielt deshalb darauf ab, uns gesund zu halten und unsere Lebenserwartung zu steigern, indem sie uns mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt.

Umwelt und Klima

Lebensmittel entstehen in komplexen Wertschöpfungssystemen, zu denen Landwirtschaft, Tierhaltung, Transport, Verpackung, Kühlung, Verarbeitung und vieles mehr gehören. Laut WHO und FAO sind Ernährung und ihre Erzeugung derzeit eine Hauptursache für den Verbrauch natürlicher Ressourcen. So tragen sie massiv zur Rodung von Wäldern und zum Artensterben bei und sind für 25-30 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich (WHO/FAO, S. 8).
Tierische Lebensmittel fallen hier besonders ins Gewicht. Aber auch Lebensmittelverschwendung trägt dazu bei: So fallen in Deutschland jährlich etwa zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an, deren Entsorgung wiederum Ressourcen kostet.
Die Auswirkungen auf Umwelt und Klima sind deshalb ein wichtiger Aspekt nachhaltiger Ernährung.

Soziales

Eine nachhaltige Ernährung berücksichtigt auch den „sozialen Fußabdruck“ (DGE, S. 4/157). Hierzu zählen beispielsweise Arbeits- und Lebensbedingungen von Erntehelfer:innen oder der Zugang zu gesunder Ernährung aufgrund finanzieller Möglichkeiten, kultureller Akzeptanz und Wissen. Essen als soziale Teilhabe fällt ebenfalls in diesen Bereich, beispielsweise durch gemeinsame Mahlzeiten.
Im Alltag ist dieser Aspekt nicht ganz einfach zu überblicken. Fairtrade-Labels und Herkunft der Lebensmittel geben jedoch Hinweise zu Arbeitsbedingungen in der Herstellung.
Ebenso fördert eine Ernährungsbildung in Schulen und Kitas den Zugang und die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an gesunder Ernährung.

Tierwohl

Eine nachhaltige Ernährung hat auch das körperliche und psychische Wohlergehen von Nutztieren im Blick. Hierzu zählen beispielsweise ausreichend Platz, Verzicht auf Amputationen, weniger Arzneimitteleinsatz sowie Zugang zu frischer Luft. Für die Fischhaltung werden Tierwohl-Kriterien derzeit diskutiert. Bei der Lebensmittelwahl im Alltag können uns Labels zur Haltungsform eine Orientierung geben.
Besonders entscheidend ist jedoch, den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren.
Kuh auf der Weide

Entsprechend dieser Ziele definiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine nachhaltige Ernährung folgendermaßen:

„Eine nachhaltige und gesunde Ernährung besteht aus Ernährungsmustern, die

  • alle Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens einer Person fördern;
  • geringe Auswirkungen auf die Umwelt haben und wenig Umweltbelastung verursachen;
  • verfügbar, bezahlbar, sicher und fair sind und kulturell akzeptiert werden.

 

Die Ziele einer nachhaltigen und gesunden Ernährung sind es,

  • ein optimales Wachstum und die bestmögliche Entwicklung aller Personen zu erreichen sowie
  • die Funktion und das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden in allen Lebensphasen der gegenwärtigen und künftigen Generationen zu begünstigen;
  • zur Vorbeugung aller Formen der Fehlernährung (d. h. Unterernährung, Mikronährstoffmangel, Übergewicht und Adipositas) beizutragen;
  • das Risiko von ernährungsmitbedingten nichtübertragbaren chronischen Erkrankungen zu verringern sowie
  • die Erhaltung der Biodiversität und die Gesundheit des Planeten zu unterstützen.

Nachhaltige und gesunde Ernährungsformen müssen alle Aspekte der Nachhaltigkeit vereinen, um unbeabsichtigte Konsequenzen zu vermeiden.“

FAO (ed.): Sustainable Healthy Diets. Guiding Principles, Rom 2019

Zurück zum Teller: Wie du dich nachhaltig ernähren kannst

Wenn du dich im Alltag nachhaltiger ernähren möchtest, geben dir die Empfehlungen zu einer vollwertigen Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie die Planetary Health Diet der EAT-Lancet-Kommission eine gute Orientierung. Beide zeigen auf, wie du deine Nahrung am besten gewichtest, um das Beste für dich und den Planeten herauszuholen. Dabei geht es nicht um strikte Tagespläne, sondern um einen Durchschnitt. Vergleicht man beide Ansätze mit den tatsächlichen Nahrungsgewohnheiten in Deutschland, werden die nötigen Stellschrauben schnell deutlich: mehr Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte – weniger Fleisch!

Vollwertige Ernährung nach DGE
(tägl. Menge bei 1.600–2.400 kcal)
 
  • Gemüse, Salat, Hülsenfrüchte: mind. 400g
  • Obst inkl. Nüsse: mind. 250g
  • Milchprodukte in Milchäquivalenten: 596–728g
  • Fleisch, Wurst: 43-86g
Nationale Verzehrstudie
(tatsächliche tägl. Verzehrmenge bei 1.968 kcal)
 
  • Gemüse inkl. Hülsenfrüchte: 124g
  • Obst inkl. Nüsse: 166g
  • Milchprodukte in Milchäquivalenten: 443g
  • Fleisch, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren: 120g

Inspiration gefällig? In unserem Artikel zur Planetary Health Diet verraten wir dir zehn einfache Tipps, wie du deine Ernährung lecker und mit einfachen Mitteln im Alltag nachhaltiger gestaltest.

Quellen zum Artikel

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Food and Agriculture Organization of the United Nations/World Health
Organization, Rom 2019
EAT-Lancet-Kommission
Katrin Stücher
Autor:in
Dr. Katrin Stücher
Ernährungs- und Sportwissenschaftlerin

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